Abschied von der Ostküste – auf in den wilden Westen
Fortsetzung meines erstes Weltreise-Blogbeitrag… Nach meiner Zeit an der Ostküste Australiens, dem Outback und einem 4 wöchigen Backpacker Abstecher nach Südostasien kehrte ich zurück nach Australien. Mein treuer Mitsubishi Delica wartete auf mich – doch der Zustand meines Vans hatte sich während meiner Abwesenheit verschlechtert. Schon bald bekam ich sogar einen Strafzettel für „Driving smokey vehicle“ – offenbar war mein Auto nicht mehr ganz straßentauglich. Aber das hielt mich nicht auf. Die Flughafen-Parkgebühren konnte ich per „Lost Ticket“ im Rahmen halten.
Mit neuen Mitfahrern im Gepäck machte ich mich auf den Weg zur Westküste Australiens. Hier erwartete mich ein ganz anderes Australien: weniger Tourismus, viel mehr Einsamkeit, endlose Weiten und natürlich viel roter Staub.
Ein Highlight auf dem Weg zur Westküste war die legendäre Gibb River Road – eine 600 Kilometer lange, unbefestigte Piste, die als eines der letzten großen Outback-Abenteuer galt. Natürlich konnte ich mir das nicht entgehen lassen. Dank meines Allradantriebs hatte ich keine großen Bedenken, aber die Strecke war im Ganzen eine echte Herausforderung. Besonders schwierig war das Tanken, denn mit einem Verbrauch von 25 Litern auf 100 Kilometer im Allradbetrieb musste ich gut planen oder mit driftendem Heck auf den vielen Querrillen kämpfen. Am Ende habe ich es geschafft – größtenteils sogar ohne Allradantrieb, dafür aber mit einem platten Reifen.






Arbeiten in der Hitze: Farmjobs und Fischkutter
Die Westküste Australiens ist weniger bevölkert als die Ostküste, was das Reisen hier zu einem ganz anderen Erlebnis macht. Ich wollte meine Reisekasse aufbessern und machte deshalb Halt in Carnarvon, einem kleinen Ort mitten im Nirgendwo. Ich fand ein Working Hostel, das mir kurzfristige Jobs vermittelte.
Einige der spannendsten Jobs waren:
- Das Entladen eines Fischkutters, auf dem der Fang direkt eingefroren und verpackt wurde
- Mehrere Wochen Farmarbeit, bei der ich Tomaten, Melonen, Kürbisse und andere Früchte erntete
Besonders die Arbeit auf der Farm war herausfordernd. Die Temperaturen lagen konstant bei 36 Grad und purem Sonnenschein. Ich musste täglich bis zu sechs Liter Wasser trinken, um nicht zu dehydrieren. Dennoch war es eine großartige Erfahrung, die mir Zeit gab, meine bisherigen Erlebnisse zu verarbeiten – und natürlich, um mein Reisebudget wieder aufzustocken.









Weiter Richtung Süden: Traumstrände und Autoprobleme
Nach meiner Zeit in Carnarvon setzte ich meine Reise Richtung Süden fort und besuchte einige atemberaubende Orte:
- Exmouth, bekannt für seine wunderschönen Korallenriffe
- Monkey Mia, wo wilde Delfine direkt an den Strand kommen und gefüttert werden
- Die Pinnacles, eine faszinierende Landschaft mit tausenden kleinen Felssäulen
Mein Auto allerdings machte immer mehr Probleme. Es war klar: Ich musste es bald verkaufen. Also entschied ich mich, es in der nächsten großen Stadt, Perth, loszuwerden, bevor ich mich neuen Abenteuern widmete.









Der Südwesten Australiens: Wein, Wälder und wilde Küsten
Um den Südwestzipfel Australiens mit seinen Weinanbaugebieten und gigantischen Bäumen zu erkunden, buchte ich eine Bus-Rundreise. Das war eine willkommene Abwechslung, da ich mich einfach zurücklehnen und die Landschaft genießen konnte.






Von dort flog ich nach Adelaide. Diese Strecke wäre mit dem Auto u.a. eine 2.000 Kilometer lange Fahrt durch die Wüste gewesen – zu riskant mit meinem mittlerweile unzuverlässigen Fahrzeug. Und Adelaide war dann sogar etwas heimisch, fast wie eine Stadt in Europa.



In Adelaide traf ich andere Backpacker und schloss mich ihnen für einen Roadtrip entlang der Great Ocean Road bis nach Melbourne an. Von dort entschied ich mich spontan, nach Tasmanien zu fliegen – eine Insel südlich vom Australischen Kontinent.






Mit einem Mietwagen erkundete ich Tasmanien und war begeistert von den unberührten Landschaften, der wilden Natur und der frischen Luft. Tasmanien fühlte sich ganz anders an als der Rest Australiens – ruhiger, ursprünglicher, verrückter in Bezug auf die Natur. Und nur hier gibt es den Tasmanischen Teufel! Außerdem das „Edge of the World„, ein Punkt an dem man theoretisch südlich von Afrika bis nach Südamerika schauen kann, aber natürlich nur theoretisch. Jedenfalls ist es sehr schroff an dieser Küste gewesen.












Weihnachten in Sydney und Start in Neuseeland
Nach Tasmanien kehrte ich zurück nach Sydney, wo meine Australienreise begonnen hatte. Hier verbrachte ich Weihnachten und Silvester – ohne Familie, aber umgeben von vielen anderen Backpackern aus aller Welt. Das Feuerwerk über dem Sydney Harbour war atemberaubend, doch die Wartezeit von zwölf Stunden in einem Park, um einen guten Platz zu bekommen, war eine echte Geduldsprobe.






Kurz nach Neujahr flog ich weiter nach Neuseeland. Schon bei der Einreise gab es die erste Herausforderung: Ich hatte meine Wanderstiefel nicht korrekt angegeben – ein großes Problem, denn Neuseeland hat strenge Einfuhrbestimmungen, um seine Natur zu schützen. In Neuseeland gibt es Gletscher, Vulkankrater, aber auch traumhafte Strände – und im Gegensatz zu Australien keinerlei giftige Tiere.









Ich entschied mich für eine Hop-On Hop-Off Busrundreise mit Stray, mit der man flexibel durch Neuseeland reisen kann. Mit diesen Anbietern kann man ganz einfach Neuseeland erkunden. Man entscheidet langfristig, oder spontan, wann man welche Strecken fährt. Das heißt man kann in jedem beliebigen Ort mehrere Nächte bleiben, oder aber mit dem selben Bus immer weiter fahren. Dabei werden touristische Ziele auf der Strecke angesteuert. Der Busfahrer und sein Gehilfe haben dabei immer alles organisiert, abgeklärt, wer wo teilnehmen möchte und auf Wunsch in jedem Ort Hostels organisiert. Damals, 2011, war man ja noch nicht so gut mobil im Internet und hat das daher nicht alles selber während der Fahrt geklärt. Diese Rundreise hat jedenfalls viel Spaß gemacht und man musste sich um nicht viel kümmern, das wäre prinzipiell ein einfacher Einstieg ins Alleine Reisen – wäre Neuseeland nur nicht so weit weg. Und vor Ort sollte man auch wenigstens 4 Wochen Zeit haben, um Nord- und Südinsel zu erkunden. Mein persönliches Highlight: Ein Fallschirmsprung! Es dauerte vier Anläufe an drei verschiedenen Orten, bis das Wetter endlich passte – aber es hat sich gelohnt. Und natürlich gab es viele weitere Highlights, z.B. den Haka Tanz von Maori zu lernen und die Brücke, auf der das Bungee-Jumping gestartet ist, zu besuchen.









Südsee-Traum: Fidschi und Hawaii
Nach Neuseeland sollte meine Reise noch nicht zu Ende sein. Ich plante eine USA-Durchquerung, doch als ich die Flüge buchte, entdeckte ich eine Möglichkeit: Für nur 100 Dollar mehr konnte ich Stopps auf Fidschi und Hawaii einbauen! Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen und hatte so für nur 100 Dollar mehr 4 Tage Aufenthalt auf Fidschi und 4 Tage auf Hawaii. Die Tage habe ich dann auch intensiv ausgekostet, wobei die Gegensätze der Inselgruppen nicht größer hätten sein können.
Fidschi war in etwa so, wie man sich Hawaii vorstellt. Am Flughafen standen Einheimische in Hawaii Hemden und mit Ukulelen zur Begrüßung der Gäste. Im Hostel war alles super entspannt, die Einheimischen haben das „Nationalgetränk“ Kava zubereitet und mit allen Gästen geteilt. Das ist eine braune Brühe aus einer Wurzel, die die Zunge betäubt. Dazu lief überall Musik aus den 80er Jahren, aber in einer Art Reggae nachgesungen. Zwei Nächte verbrachte ich zudem auf kleineren Inseln, eine war so klein, dass man in 15 Minuten eine Runde drumherum laufen konnte. Das war die „Partyinsel“ Beachcomber Island. Dort war ich im Dorm/“Mehrbettzimmer“, genau genommen war das ein Bungalow mit 128 Betten! Etwas abgetrennt mit Sichtschutzwänden, aber prinzipiell 64 Doppelstockbetten in einem Zimmer. Es war jedoch zu der Zeit nicht viel los und nur wenige Betten belegt.









Auf der Hauptinsel hatte ich auch noch ein spannendes Erlebnis: ein Ausflug zu Wasserfällen. Es war eine Fahrt mit dem Bus vom Hostel und dann ein vielleicht 30 minütiger Fußmarsch. Dort angekommen konnten wir noch schnell ins Wasser springen, bevor es anfing zu regnen. Und der Regen war ein tropischer Regen! Es schüttete wie aus Eimern. Ansich nicht schlimm, es war ja warm. Aber, da war ein kleiner Bach, den wir durchqueren mussten. Nur war der Bach kein Bach mehr, sondern ein 20 Meter breiter reißender Fluss! Naja, das Ende vom Lied, alle sind unbeschadet durchgekommen, außer ich! Ich wurde von der Strömung mitgerissen, nachdem meine altersschwachen Sandalen in der Strömung auseinanderfielen und ich nicht mehr richtig auftreten konnte. Zudem hatte ich meine Kameratasche, eingewickelt ins Handtuch, die ich nach oben über Wasser halten musste. Aber es ist glimpflich ausgegangen.
Hawaii war dagegen ein Kulturschock. Nach der entspannten Atmosphäre Fidschis fühlte ich mich plötzlich in einem US-Konsumparadies wieder – Fast Food, riesige Werbetafeln und teure Touristenattraktionen. Das hatte ich so nicht erwartet und war allgemein einfach unangenehm, wenn man aus so friedlicher Umgebung kommt. Um Hawaii zu erkunden hatte ich eine Tagestour mit dem Bus auf Oahu geplant und ein Tagesausflug per Flugzeug nach Hawaii the Big Island. Im Nachhinein würde ich es anders machen, bei den Touren war ich nicht mehr umgeben von Backpackern, sondern von Rentnern. Das hat mein Bild von Hawaii weiter getrübt, auch wenn es landschaftlich schon schön war. Eine Harley ausleihen und die Insel selber erkunden wäre im Nachhinein auf jeden Fall die bessere Option gewesen.









Die letzte Etappe: USA-Roadtrip von West nach Ost
Jedenfalls ging es nun weiter nach Los Angeles. Ein Stadt der Superlative, auf dem US-Kommerz war ich ja schon etwas vorbereitet, und Hollywood war etwas aufregend. Interessant war auch der Linksverkehr, den ich inzwischen nicht mehr gewöhnt war, in den Hollywood Hills bin ich mal schön auf der falschen Spur gefahren.
Die Auswahl des Autos war auch interessant, wir hatten einen Mietwagen Oneway gemietet bei einem großen Anbieter. Da konnte man in LA auf einem riesigen Parkplatz sich ein Auto aussuchen und beim rausfahren wurde erkannt, welches Auto auf einen gebucht werden soll. Wir hatten eine kleine Autoklasse gewählt. Wir hätten gerne einen Mustang gewählt, aber wir mussten auch andere Kriterien schauen. Problem war, es war Februar und in LA kennt man keine Winterreifen. Wie wir selber erfahren durften, hat man aber bei einer US-Querung im Februar sowohl 30 Grad Celcius, als auch Minusgrade und Schneestürme. So trafen wir die Auswahl anhand der Reifen, es wurde ein Nissan Sentra mit nigelnagelneuen Reifen mit viel Profil.












Unsere Route:
- San Francisco – Golden Gate Bridge, Alcatraz, historische Straßenbahnen
- Las Vegas – Eine Nacht im Casino (der große Gewinn blieb aus)
- Chicago – Die berüchtigte „Windy City“
- Toronto, Kanada – Ein Abstecher zu den Niagara Fällen
- New York City – Schneesturm, Chaos, aber ein unvergessliches Erlebnis












Von San Francisco ging es weiter nach Las Vegas. Eine Nacht in den Casinos war natürlich Pflicht – der große Gewinn blieb jedoch aus. Die Temperaturen änderten sich nun langsam, ich nutzte die Outletcenter, um mich wieder mit warmer Kleidung einzudecken. Meine letzte Winterjacke hatte ich in China gelassen.
Von Las Vegas ging es dann über die Route 66 nach Chicago. Wobei die Route 66 nicht ganz so romantisch ist, wie man es sich vorstellt. Eigentlich ist es ein neuer Highway und ab und zu kann man parallel auf der alten Route 66 fahren und wird auf Schildern und in Museen über die klassische Route 66 aufgeklärt.
In Chicago haben wir dann erfahren, warum es die „Windy City“ genannt wird. Es war fürchterlich kalt und windig. Dann ging es weiter zu einem Abstecher nach Kanada – nach Toronto. Der Grenzbeamte lachte uns etwas aus, dass wir ausgerechnet Toronto sehen wollen, um etwas von Kanada gesehen zu haben, denn das war die Stadt die am wenigstens von Kanada´s Charme versprüht. Aber es lag eben auf der Strecke und so konnten wie die Niagara Fälle auch von der kanadischen Seite sehen.
Die letzte Etappe führte dann in einem Schneesturm nach New York. Und das war genauso wie man es sich vorstellt, die Ami´s kamen mit dem Schnee und Stau nicht zurecht, alle paar Meter war ein Auto von der Straße abgedriftet und steckte im tiefen Schnee abseits der Straße fest. Aber Hauptsache die Fahrer hatten ihr 1 Liter Softdrink Trinkbecher in der Hand.
New York war dann auch nochmal spannend. Nicht dass ich ein großer Fan von Großstädten bin, aber New York versprüht einen Charme, den man nicht beschreiben kann. Nach einem Monat quer durch die USA landete ich schließlich wieder in Deutschland. Die Rückkehr war seltsam – nach einem Jahr voller Abenteuer wirkte der Alltag plötzlich ungewohnt.












Fazit: Ein Jahr, das alles veränderte
Ich hatte in diesem Jahr 17 Flüge für 2.500 €, fuhr 23.000 Kilometer durch Australien, legte 100.000 Kilometer insgesamt zurück und bereiste zehn Länder.
Ich verdiente ca. 10.000 € in vier Monaten, gab insgesamt etwa 25.000 € aus, und vor allem: Ich sammelte Erinnerungen, die für ein ganzes Leben reichen.
Meine Reise lehrte mich, dass man nicht alles planen muss, dass spontane Entscheidungen oft die besten sind – und dass es sich lohnt, für eine Weile einfach nur die Welt zu entdecken.
Ich hoffe ich konnte den Abenteuergeist in dir etwas wecken und Lust auf Reisen machen. Schau doch gerne mal, wo mich meine Reisen hingeführt habe, warum man einmal im Leben alleine reisen muss und was es dabei alles für Reisearten für Alleinreisende gibt. Egal ob als Backpacker, Individualreisender oder auf Gruppenreisen – es gibt für jeden die passende Herausforderung um alleine auf Reisen zu gehen.